Der Saison-Rückblick von Rostocks Short Trackerin Betty Moeske

Die Short Track-Saison 2019/20 blieb ohne „Krönung“. Zwar gab es zwischen Anfang November 2019 und Mitte Februar 2020 sechs Weltcupstationen zwischen Salt Lake City und Dordrecht, aber der Saison-Höhepunkt, die WM in Seoul Mitte März 2020,  konnte wegen der Corvid 19-Pandemie nicht stattfinden – ebenso wenig wie die Deutschen Meisterschaften 2020 in Rostock. Zumindest die Elite-EM in Debrecen im Januar 2020 konnte noch durchgeführt werden und ebenso die Olympischen Jugend-Winterspiele in Lausanne ebenfalls im Januar 2020. Dort setzte Betty Moeske, Jahrgang 2003, vom ESV Turbine Rostock, die olympische Short Track-Tradition Rostocks fort.

Nachgefragt bei Betty

Betty über ihr Saison-Highlight, die Olympischen Jugend-Sportspiele,  ihre Freundin Svea, den Teamspirit beim ESV Turbine Rostock, ihre Begeisterung für Short Track und kommende Herausforderungen

„Jeder unterstützte jeden…“

Frage: Die Saison 2019/20 geht aufgrund der Covid 19-Epidemie abrupt zu Ende. Was waren für Dich persönlich die Highlights?

Betty Moeske: Das offensichtlichste Highlight meiner Saison waren natürlich die Youth Olympic Games in Lousanne. Die Erfahrung war einmalig und ich bin immer noch sehr dankbar dafür, dass ich dabei sein konnte.

Frage: Was bleibt Dir von den Olympischen Jugend-Winterspielen nachhaltig in Erinnerung? Wie war die Stimmung? Wie verliefen aus Deiner Sicht die Short Track-Wettkämpfe? Blieb Zeit, auch andere Wettkämpfe und kulturelle Sehenswürdigkeiten zu besuchen?

Betty Moeske: Das, was sich mir  am meisten eingeprägte, war der Zusammenhalt im deutschen Teams. Egal welche Sportart, man sich immer gegrüßt und jedem Sportler den größten Erfolg gewünscht. Das Gefühl dazu zu gehören, hat die Stimmung im Olympischen Dorf auch sehr ausgemacht. Jeder hat jeden unterstützt.

Die Short Track-Wettkämpfe hatten ja etwas unglücklich für mich begonnen, aber ich habe mich von meinem Sturz über die 1000 Meter relativ schnell erholt. Umso größer war dann natürlich auch der Ehrgeiz, über die 500 Meter einen guten Lauf zu zeigen.

Ich glaube auch, dass mir das mit meiner neuen Bestzeit ganz gut gelungen ist. Natürlich wäre ein Startplatz in der nächsten Runde schön gewesen, aber das ist nun einmal Short Track, Stürze passieren und meine Konkurrentinnen waren ja auch sehr stark.

Wir hatten übrigens auch etwas Zeit für Kultur und haben dem Olypischen Museum einen Besuch abgestattet. Und auch bei anderen Sportarten wie Snowboarden und Eis-Hockey konnten wir ein wenig Zeit verbringen, was wirklich großen Spaß gemacht hat. Die Stimmung war beeindruckend.

Frage: Um in Lausanne starten zu können, musstest Du auch Deine Freundin Svea Rothe distanzieren. Hat dadurch Eure Freundschaft gelitten?

Betty Moeske: Svea und ich trainieren seit Anfang unserer Sportler-Karriere zusammen und wir stehen täglich in sportlicher Konkurrenz zueinander.

Unsere Freundschaft hat nicht darunter gelitten, und es war ja nicht das erste Mal, dass wir um einen Startplatz in einem hochrangigen Wettkampf gegeneinander laufen mussten.

Also so etwas wie Missgunst spielt da überhaupt keine Rolle. Man freut sich für seine Trainingspartnerin und Freundin und muss akzeptieren, wenn es einmal nicht für einen selbst reicht.

Frage: Wie ist ansonsten der Zusammenhalt beim ESV Turbine Rostock? Gibt es den speziellen Team-Spirit?

Betty Moeske: Absolut, das Verhältnis zu meinem Trainer ist großartig und das Team ist auch wirklich toll. Wir freuen uns gemeinsam über Erfolge und schwitzen gemeinsam beim Training.

Frage: Du konntest schon einige Erfolge feiern… Welcher Erfolg war Dein bislang schönster?

Betty Moeske: Als ich auf meinem Heim-Eis bei dem Europa-Cup Finale 2019 auf der Strecke 500 Meter den zweiten Platz geholt habe! Auf dieser Strecke hatte Svea den dritten Platz belegt. Diese Erfolge gemeinsam zu feiern – und das auch noch in unserer Heimatstadt – war wirklich schön.

Frage: Was sind Deine nächsten sportlichen Ziele?

Betty Moeske: Das nächste große Highlight wäre eine Qualifikation für die Junior World Championships in Salt Lake City, USA. Die finden 2021 statt. Dieses Ereignis würde eine große neue Wettkampf Erfahrung für mich bedeuten, aber gleichzeitig auch ein sehr hartes Training, weil die Qualifikation nicht so leicht zu schaffen ist.

Außerdem ist das Europa-Cup Finale, also das Finale der Star-Class Serie jedes Jahr, aufs Neue ein Ziel, welches wir uns setzen. Das wäre ein toller Abschluss der nächsten Wettkampfsaison.

Frage: Was ist überhaupt für Dich ganz persönlich das Faszinierende am Short Track? Wann wusstest Du genau, dass es „Dein“ Sport ist?

Betty Moeske: Ehrlich gesagt weiß ich das nicht so genau. Ich kann nicht konkretisieren, was mich an Short Track so begeistert. Eigentlich ist alles, was dazu gehört, toll. Das Eis und die Schlittschuhe sind schon irgendwie was Besonderes.

Die Wettkämpfe führen mich in Ecken der Welt die ich sonst vielleicht nie kennengelernt hätte und ich habe Leute getroffen, welche mittlerweile wirklich gute Freunde geworden sind.

Aber nicht nur die außergewöhnlichen Erfahrungen, die ich machen kann, sind faszinierend, sondern, dass das Training auch wahnsinnig vielfältig ist. Wir machen nicht ständig das Gleiche und haben auch dadurch, dass es ein Wintersport ist, immer große Abwechslung.

Außerdem habe ich das Gefühl, dass es beim Short Track einen großen Team-Spirit gibt, obwohl ja eigentlich jeder für sich selbst kämpft, kann ein Training ohne Team zum Beispiel nicht funktionieren.

Letzte Frage: Welche beruflichen Ambitionen hast Du?

Betty Moeske: Da ich ja noch einen langen Weg auf der Schulbank vor mir habe, um Shorttrack und Schule gemeinsam zu meistern, habe ich das ehrlich gesagt noch nicht so in Aussicht.

Ich versuche meine Schule – so wie meinen Sport – so gut wie möglich zu bewältigen und hoffe, dass ich mit Shorttrack auch noch eine Zeit lang nach der Schule Erfolg haben werde. Was meine zukünftigen Berufswünsche angeht, denke ich, dass ich noch etwas Zeit habe, diese zu entwickeln.

Vielen Dank, Betty! Weiterhin alles erdenklich Gute für Dich, Deine Freundin und das Team des ESV Turbine Rostock! Bleibt gesund!

… Zurückgeblickt: Die III.Olympischen Jugend-Winterspiele 2020

Die III.Olympischen Jugend-Winterspiele fanden vom 9.Januar bis 22.Januar 2020 in Lausanne statt. Dort standen 81 Entscheidungen in 16 Sportarten auf dem Programm. Insgesamt nahmen rund 1800 junge Athletinnen und Athleten aus 79 Ländern an den Wettkämpfen teil. Am erfolgreichen waren Russland bzw. die Schweiz mit jeweils zehn Goldmedaillen, gefolgt von Japan mit neun Goldmedaillen. Das deutsche Team erkämpfte achtzehnmal Edelmetall, darunter fünf erste Ränge. In den vier Einzel-Wettbewerben im Short Track holte Korea alle Goldmedaillen. In der Mixed-Staffel gewann ein multinationales Team.

… Die olympische Geschichte im Short Track aus Rostocker Sicht

– Nagano 1998 –

Im japanischen Nagano 1998 nahmen nicht nur Katrin Weber, Anne Eckner und Arian Nachbar vom ESV Turbine Rostock mit respektablen Ergebnissen teil, es gab auch zwei Welt- und sechs olympische Rekorde. Erneut war Südkorea erfolgreichste Nation mit 3 x Gold, 1 x Silber und 2 x Bronze, aber auch Kanada konnte mit 2 x Gold und 2 x Bronze mehr als zufrieden sein. Je einmal Gold und Bronze ging an das Gastgeberland.

– Salt Lake City 2002 –

In Salt Lake City 2002 war auch ein Rostocker Quartett am Start: Arian Nachbar, Aika Klein, Ulrike Lehmann und Andre Hartwig. Medaillen gab es zwar nicht, aber gute Platzierungen … Edelmetall sicherten sich vor allem die Starterinnen und Starter aus Ostasien und Nordamerika.

China war in Salt Lake City mit 2 x Gold, 2 x Silber und 3 x Bronze die erfolgreichste Short Track Nation. Über zweimal Gold jubelten ebenfalls die Südkoreaner und Kanadier. Apolo Anton Ohno aus den USA gewann die 1500 Meter. Bei einem Massensturz der Favoriten aus Korea, den USA und Kanada wurde Australiens Steve Bradbury der glückliche Profiteur, der damit das erste olympische Wintersport-Gold für „Down Under“ holte.

– Turin 2006, Vancouver 2010 und Lilliehammer 2016 –

Bei den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin konnten gleich zwei Dreifach-Sieger „verzeichnet“ werden. Während Jin Sun-yu aus Südkorea Erste über 1000 Meter, 1500 Meter und in der Staffel wurde, konnte ihr Landsmann Ahn Hyun-soo neben seinen Goldmedaillen über 1000 Meter, 1500 Meter und in der Staffel noch einmal Bronze über 500 Meter erkämpfen. Die restlichen beiden Goldmedaillen gingen an China (Wang Meng – 500 Meter) und die USA (Apolo Anton Ohno – 500 Meter).

Erneut qualifizierte sich mit Aika Klein, Arian Nachbar, dem Europameister 2005 über 1500 Meter sowie in der Staffel, sowie mit Andre Hartwig eine Rostocker Troika für die olympischen Wettbewerben. Und in Vancouver 2010 hielt Aika Klein als einzige Short Trackerin aus M-V die Fahne unseres Bundeslandes hoch. Und bei den Olympischen Jugend-Winterspielen war aus Rostocker Sicht Adrian Lüdtke am Start. In Vancouver 2010 war China mit 4 x Gold die Top-Nation, in LIlliehammer 2016 hingegen wieder einmal Südkorea mit 3 Goldenen.

M.Michels